Camargue-Pferd: 7 Fakten über die „Halbwilden“ aus Frankreich (2024)

Sie sind leben bis heute halbwild und sind ein Symbol für Frankreichs Süden. Und sie haben eine lange Geschichte, bereits Julius Cäsar schwärmte von den Camargue-Pferden. 7 spannende Fakten über die schönen Schimmel.

Pferde Poseidons, Pferd aus dem Meer, Pferde aus Wind, Sand und Meer: Es ranken viele Legenden um diese Rasse. Das liegt an ihrer Vergangenheit – und der Tatsache, dass sie bis heute die „Halbwilden“ sind. Und das prägt das Camargue Pferd, das in Herden in Südfrankreich lebt: Es ist robust, schnell, wenig – und kann auch ein zuverlässiger Partner sein.

Wenn Du Dich für diese ganz besonderen Pferde interessierst – hier das etwas andere Rasseporträt:

1. Schon Cäsar schwärmt vom Camargue-Pferd

Woher das Camargue-Pferd ursprünglich stammt, das ist bis heute nicht wirklich geklärt. Der „FEI“ zufolge soll die Rasse von dem mittelalterlichen Solutré-Pferd abstammen, das damals von Menschen noch gejagt wurde. Außerdem scheinen die Camargue-Pferde Gene mit den iberischen Pferden zu teilen.

So oder so: Das Camargue-Pferd hatte schon früh berühmt berüchtigte Bewunderer. Bereits Julias Cäsar war von den Pferden begeistert. So ließ er in der Gegend von Arles gleich zwei Gestüte anlegen. Die Römer nutzten die schnellen weißen Pferde bei ihren militärischen Einsätzen – und bei Wagenrennen in den Arenen.

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Und: Da in der Rasse noch Spuren von Arabern und Berbern sind, gehen Forscher davon aus, dass dieser Mix um 730 nach Chr. entstand. Damals fielen die Mauren in Südfrankreich ein.

Im Laufe der Jahrhunderte soll es auch immer wieder Versuche gegeben haben, andere Rassen einzukreuzen. Doch kein Ansatz konnte sich durchsetzen. Dafür setzte sich der Marquis Folco de Baroncelli-Javon (1869-1943) für die Camargue-Pferde ein. Er unterstützte dabei nicht nur die reinrassige Zucht. Er sorgte auch für eine Widerbelebung der alten provenzalischen Traditionen. Dazu gehörte die Wie­der­ein­füh­rung der provenzalischen Trach­ten und Gar­di­an-Klei­dung, also der traditionellen Kleidung der Rinderhüter.

2. Camargue-Pferde haben den „Cow Sense“

Sie sind schnell und wendig. Doch es gibt eine Eigenschaft, die Camargue-Pferde ganz besonders auszeichnet – ihr sogenannter „Cow Sense“. Früher dienten sie daher besonders den „Gardians“ – also den Camargue-Hirten – mit ihren Stierherden. Und diese Eigenschaft machte sie in Frankreich unentbehrlich.

Der Grund ist simpel: Die wilden schwarzen Stiere wurden für den südfranzösischen Stierkampf benötigt und gezüchtet. Und nur mit den unerschrockenen Pferden konnte diese wilden Stiere eingefangen werden…

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3. Das Aus für die Zuchtstellen – und ein Neubeginn

Auch in Kriegen wurden die weißen Pferde genutzt. Daher gab es staatliche Deckstellen, die Armee-Pferde aus der Kreuzung von Carmague-Stuten mit fremdrassigen Hengsten züchteten. Doch nach dem Ersten Weltkrieg war damit Schluss. In den 1920er Jahren wurden die staatlichen Deckstellen abgeschafft.

Damit gab es keine übergeordnete Zuchtkontrolle mehr. So entstand vor allem ein kräftiger Pferdetyp, der für die Arbeit mit den Stieren genutzt werden sollte. Das hatte auch Nachteile, denn der Bedarf an diesen speziellen Pferden war schnell gedeckt. Und da es noch keine ausgeprägte Freizeitreiter-Szene gab, gab es für die Pferde nur zwei Möglichkeiten: Die einen landeten in Schlachthöfen – die anderen lebten als halbwilde Herden.

Das hatte Folgen: In den 1960er Jahren gab es gerade noch 600 Camargue Pferde. Das änderte sich jedoch, als die Pferde endlich als eigenständige Rasse anerkannt wurden. Zwischen 1976 und 1978 wurden erstmals Rassestandards festgelegt, die französische Regierung schuf das Stutbuch. Seit 1990 werden Camargue Pferde wieder in Reinzucht gezüchtet.

Übrigens: Auch in Deutschland werden die schönen Schimmel gezüchtet. Aber: Nur Pferde, die unter freiem Himmel in Südfrankreich geboren wurden, dürfen den Titel Camargue tragen. Stammt das Pferd aus einem anderen Gebiet als dem Süden Frankreichs, so wird in den Papieren „Hors Berceau“ vermerkt. Das bedeutet so viel wie „außerhalb der Wiege“.

4. Camargue-Pferd – die Pferde des Meeres

Um die weißen Pferde der Camargue ranken sich viele Mythen und Legenden. Eine davon lautet: Neptun – der römische Gott der Meere – tauchte mit einem seiner Camargue-Pferdeaus den Tiefen des Meeres auf. Dann übergab er das Pferd einem Manadier, also einem Stierzüchter, damit es ihm beim Einfangen der schwarzen Stiere helfen soll. Als Bedingung forderte Neptun, dass dieses Pferd immer in Freiheit leben soll, damit es die Luft des Meeres mit seinen Nüstern aufnehmen kann. Daher führen die Manadiers heute noch einen „Dreizack“ mit sich. Dieser „Trident“ wird zum Einfangen der wilden Camargue-Stiere genutzt.

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Nicht nur diese Legende ist der Grund, warum die Camargue-Pferde auch als Pferde des Meeres bezeichnet werden. Denn sie lebten ursprünglich nur im unwegsamen Rhône-Delta in unmittelbarer Nähe des Mittelmeeres. Die kleinen Wasserflächen dort waren und sind heute noch der Lebensraum dieser Pferde.

Da die Herden halbwild leben, verschwanden sie oft in den Nebeln der Sümpfe – und tauchten später unverhofft an den Ufern der Rhône und der Küste des Mittelmeeres wieder auf. Auch das ist ein Grund für die Mythen und Geschichten um das Camargue-Pferd.

5. Sie können unter Wasser fressen

Tatsächlich gibt es eine Eigenschaft, die Camargue-Pferde von ihren Artgenossen unterscheidet: Sie können unter Wasser grasen. Das heißt: Sie weiden die jungen Triebe der Schilfgräser unter der Wasseroberfläche ab. Dabei können sie ihren Atem so beeinflussen, dass kein Wasser in die Atemwege eintritt.

Das Leben in der Camargue hat sie auch in Sachen Hufe geprägt. Das Camargue-Pferd hat nämlich extremharte Hufe, diegegen Feuchtigkeit unempfindlich sind. Kein Wunder, schließlich leben sie ja auf sumpfigen Böden. Und auch gegen Insekten sind diese Pferde unempfindlich.

6. Die Stuten bleiben „wild“

Noch heute leben die Herden in der Camargue halbwild. Mit drei Jahren werden sie dann eingefangen und in der speziellen Dressur der Viehhirten ausgebildet. Dabei wird das Pferd mit am Hals anliegendem Zügel geritten – das erlaubt dem Hirten eine freie rechte Hand.

Und: In den meisten Herden werden nur die Hengste oder Wallache dressiert, die Stuten werden hauptsächlich für die Weiterzucht aufgezogen. Und bleiben somit wild. Durch halbwilde Leben der Herden gibt es bei den Camargue-Pferden auch nicht die klassische Zucht. Denn die Vermehrung findet im Natursprung in der Herde statt…

7. Gaby Köster: Ihr Traum vom Camargue-Pferd wird wahr

Sie ist für ihren Humor und ihre Schlagfertigkeit bekannt. Dann erlitt Schauspielerin und Komikerin Gaby Köster 2008 einen Schlaganfall. Das hindert sie nicht daran, eine Bucket List zu haben – also eine Liste mit all den Dingen, die sie in ihrem Leben noch machen möchte. Unddazu gehört auch, einmal auf einem Camargue-Pferd zu reiten.

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Mit ihrer Freundin Beate fuhr sie nach Südfrankreich – und erfüllte sich dort ihren Traum! Leicht war das nicht: „Aber ich wollte das mal ausprobieren. Ich hatte vorher noch nie auf einem Rücken eines Pferdes gesessen.“ Sie wisse von vielen eingeschränkten Menschen, die trauern, weil dies ihnen nicht mehr möglich sei. „Bei mir war es ein Therapie-Pferd, das sich mit solchen schweren Fällen wie mir auskennt. Dazu hatte ich ein Hilfsgerät, einen Hydrauliksitz.“

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